Es war noch im Vorgespräch zu Beginn der Sitzung. Ich hatte ein Thema mit meinem Vater mit gebracht und ich merkte, wie die Emotionen hoch kochten und welche Probleme ich hatte, die Sätze heraus zu bringen, die ich ihm sagen wollte, obwohl er nicht anwesend war. Die Therapeutin stellte dann einen Stuhl mir gegenüber auf und ich sollte mir vorstellen, er säße dort und ich sollte ihm alles sagen. Das klang zuerst total bescheuert und ich bekam keinen Satz raus. Nach einer Weile und ein paar tiefen Atemzügen kam doch was raus.
Dann wurde ich aufgefordert, den Stuhl zu wechseln und in die Rolle meines Vaters zu schlüpfen.
Ich saß auf „seinem“ Stuhl und dachte wieder, was für eine bescheuerte Situation. Und ich merkte, dass ich gar nichts merkte, nichts fühlte, nichts sagen konnte auf die Worte meines Sohnes. Ich dachte – wieder auf „meinem“ Stuhl – diese Übung funktioniert überhaupt nicht, ich kann mich gar nicht in meinen Vater hinein versetzen. Aber nachher war mir klar, dass diese Übung doch sehr gut funktioniert hat: ich ahnte, dass mein Vater einfach nicht in der Lage ist, bestimmte Dinge zu fühlen und zu begreifen. Er kann es einfach nicht. Und das stimmte mich am Ende ein Stück versöhnlicher ihm gegenüber.
D. (36)
Körperpsychotherapie, Körperarbeit nach Wilhelm Reich: Erfahrungen